Seit Jahresbeginn ist die Gemeinde Niederzissen für die Bewirtschaftung der Schutzhütte Brohltalblick auf dem Marienköpfchen zuständig. Eigentümerin der auf einem Hochplateau zwischen Niederzissen, Oberzissen und Rodder gelegenen Anlage war die Kommune auch vorher schon.
Die Ortsgruppe Zissen im Eifelverein hatte die Wanderhütte Mitte der 1970er-Jahre auf einem gemeindeeigenen Grundstück erbaut und seither auf der Grundlage eines Pachtvertrages betrieben. Zum Jahresende 2016 aber zog der Verein, der seit Jahren unter einem massiven Nachwuchsproblem leidet und um sein Überleben kämpft, einen Schlussstrich unter das Kapitel Schutzhütte und kündigte die Vereinbarung mit der Kommune.
Die Ortsgemeinde hat jetzt nicht nur eine weitere Immobilie zu bewirtschaften, sondern auch einen gehörigen Sanierungsstau abzuarbeiten. Der umfangreiche Maßnahmenkatalog war nach einer Bestandsaufnahme bereits im Oktober Thema im Bau- und Friedhofsausschuss. Nach den Untersuchungsergebnissen muss vor allem anderen die komplette Elektroinstallation erneuert werden. Weitere dringend erforderliche Arbeiten: Reparatur der Tische und Bänke im Innen- wie im Außenbereich sowie teilweise des Daches und der Dachrinnen, ein Außenanstrich der Holzgebäude sowie der Innenanstrich der Toilettenanlage. Das vorhandene Stromaggregat kann möglicherweise repariert werden, ansonsten ist eine Neuanschaffung fällig. Ohne das Gerät geht jedenfalls auf dem Marienköpfchen nichts, weil es dort keinen Stromanschluss gibt.
Darüber hinaus müssen die Zufahrt – etwa 60 Meter Wirtschaftsweg – und der Innenhof saniert, die vorhandene Feuerstelle neu angelegt und umfangreiche Rodungsarbeiten durchgeführt werden. „Die Seniorenwerkstatt, Ortsvereine und Gemeinderatsmitglieder haben sich bereit erklärt, bei den Sanierungsarbeiten ehrenamtlich tätig zu werden“, gab Ortsbürgermeister Rolf Hans bekannt, der einen Förderantrag für das Sanierungsprojekt auf den Weg bringen wird. Die Gemeinde hofft dabei auf einen Zuschuss im Rahmen der „Förderung der integrierten ländlichen Entwicklung“. Der Umfang der in Eigenleistung möglichen Arbeiten wurde auf rund 200 Stunden geschätzt, an Materialkosten sind 4100 Euro veranschlagt. Die Neuinstallation der Elektroanlage erfolgt durch eine Fachfirma. Hierfür liegt noch kein Angebot vor.
Fest steht indes schon, wer nach Abschluss der Sanierungsarbeiten die Abwicklung der Hüttenvermietung übernehmen wird: Christoph und Andy Schmitt, Saskia Grahl, Ursula Reuter, Patrick Degen und Yannik Grahl haben sich nach einem Aufruf des Ortsbürgermeisters dazu bereit erklärt. Der Hallen- und Kulturausschuss entwarf jetzt bereits eine Mietpreisordnung, über die der Gemeinderat am 13. März entscheiden wird. In den vergangenen Jahrzehnten wurde die idyllisch gelegene Schutzhütte nicht nur von Einheimischen für Veranstaltungen aller Art immer wieder gerne gebucht. Selbst aus dem Kölner Raum kamen Gruppen, um bei ihren Feiern die fantastische Aussicht ins untere Brohltal zu genießen.
Ein weiteres Thema im Hallen- und Kulturausschuss war die neue Ortschronik, die derzeit in Arbeit ist. Ortsbürgermeister Hans informierte über den Sachstand. Autor Udo Bürger erläuterte seine Rechercheergebnisse, die den Ausschussmitgliedern ausgehändigt wurden. Ergänzungen und Anmerkungen werden jetzt gesammelt und anschließend gebündelt. In diese Arbeit wird auch der Kultur- und Heimatverein mit seinem Vorsitzenden Richard Keuler eingebunden. Der Ausschuss wird dann bei seiner nächsten Sitzung versuchen, eine finale Version der Ergänzungen für die neue Chronik zu erstellen. Die erste Ortschronik war 1992 in der Amtszeit von Ortsbürgermeister Klemens Jeub erschienen.
Die Schutzhütte Brohltalblick
Im November 1974 wurde die Ortsgruppe Zissen im Eifelverein gegründet. Schon im Jahr darauf entstand die Idee, auf dem Marienköpfchen eine Schutzhütte zu bauen. Im August wurde der Grundstein gelegt, die Einweihung wurde im Januar 1976 im Beisein von Landrat Christoph Stollenwerk und Verbandsbürgermeister Theo Sundheimer gefeiert. Pastor Hans Kost segnete die Anlage ein. Der eigentlichen Hütte wurden im Laufe der Jahre kleinere Funktionsgebäude angegliedert. 1986 setzte der Verein auf Initiative des damaligen Vorsitzenden Konrad Hans ein weiteres bleibendes Zeichen: die Renaturierung des Rodder Maares, das nur einen knappen Kilometer von der Schutzhütte entfernt liegt. Bis das Ziel erreicht war, verging zwar noch einige Zeit, aber seit nunmehr fast 20 Jahren ist das Rodder Maar ein beliebtes Naherholungsgebiet für Wanderer, Jogger und Naturliebhaber. Und neue Heimat für zahlreiche Wasservögel, die es vorher im Brohltal nicht gab.
Foto: ©Hans-Willi Kempenich
Text: ©Hans-Willi Kempenich