Wer etwas über die Nachkriegsgeschichte von Niederzissen wissen will, wendet sich am besten an Heinz Schröder. Der weiß alles über seine Heimatgemeinde, insbesondere das, was in den vergangenen Jahrzehnten dort geschehen ist. Und was er gerade nicht im Kopf hat, das kann er nachschlagen.
Denn Heinz Schröder, den alle nur Manes nennen, hat seit den frühen 1960er-Jahren alles über Niederzissen und seine Menschen gesammelt, was er in seinem Haus in der Unteren Mühlengasse unterbringen und archivieren konnte: Vereinsdokumente, Zeitungen, Bilder und Regale voller Werkzeuge, Geräte und Besonderheiten.
Jetzt hat der 82-Jährige seine Sammlung an den örtlichen Kultur- und Heimatverein (KHV) übergeben, in dessen Satzung die Einrichtung eines Heimatmuseums ausdrücklich vorgesehen ist. Die übertragenen Schriftstücke versetzen den KHV zudem in die Lage, von jetzt an ein Vereinsarchiv zu betreiben. Am morgigen Sonntag, 10. März, 15 Uhr, wird in der Alten Schule die Eröffnung von Museum und Archiv gefeiert. Die Bevölkerung ist dazu herzlich eingeladen.
Heinz Schröder, der KHV und die Gemeinde als Hausherrin in der Alten Schule haben eine förmliche Vereinbarung getroffen, um die Übertragung der wertvollen Sammlung sauber abzuwickeln. Unterzeichner sind Schröder sowie KHV-Vorsitzender Richard Keuler und Ortsbürgermeister Rolf Hans. Man sei sich einig darüber, die örtlich und regional bedeutenden Sammlungen und Archive zu bewahren, weiter auszubauen und damit für künftige Generationen zu erhalten, sagen die Vertragspartner. Im Text heißt es: „Der KHV übernimmt die Sammlungen, Archive und Aufzeichnungen zur Bestandssicherung, weiteren Erforschung und musealen Aufbereitung nach Paragraf 2 seiner Satzung. Er sichert Heinz Schröder lebenslang den Zugang zu.“ Wissenschaftliche Arbeiten, Publikationen und sonstige Veröffentlichungen, die die übergebenen Bestände oder einzelne Teile davon betreffen, sind künftig mit der Bezeichnung „aus dem Bestand von Heinz Schröder“ zu versehen.
Die Ortsgemeinde übernimmt wegen der Bedeutung für die Ortsgeschichte und die kulturelle Entwicklung der Gemeinde die Patenschaft zu dieser Vereinbarung und gewährleistet, dass die Sammlungen und Archive in das Eigentum der Gemeinde übergehen – sollte sich der KHV auflösen oder seinen Verpflichtungen nicht nachkommen.
Gesammelt hat Heinz Schröder neben Unikaten jedweder Art auch Handwerks-, Landwirtschafts- oder Küchengeräte. Und vor allem jeden Zeitungsausschnitt mit Bezug auf die Heimatgemeinde. So hat er beispielsweise sämtliche Ausgaben des Amtlichen Mitteilungsblattes der Verbandsgemeinde Brohltal seit dem Jahrgang 1974 aufbewahrt. Und das Schröder´sche Vereinsregister ist in dem einen oder anderen Fall möglicherweise vollständiger als das der betroffenen Vereine selbst.
Was ihm ebenfalls sehr am Herzen liegt, sind alte Kinderspiele, die dem Nachwuchs früher auf der Straße Gemeinschaftserlebnisse bescherten, im Zeitalter von Computer und Fernseher heute aber immer mehr in Vergessenheit geraten. Eine Anzahl davon hat er auf einer großen Tafel anschaulich in Wort und Bild dokumentiert. Und noch ein Beispiel für die akribische Arbeit von Heinz Schröder: Die Totenzettel fast aller nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute verstorbenen Niederzissener befinden sich ebenfalls in seiner Sammlung. Diese wurden ihm von einem Mitbürger übergeben, als sie bei einer Haushaltsauflösung gefunden wurden.
All das füllt rund 150 Aktenordner und zahlreiche Archivkartons, die jetzt in der Aula der Alten Schule in mehreren Regalreihen aufbewahrt werden. Alles ist sauber mit der jeweiligen Jahreszahl und dem Erscheinungsdatum versehen. Die Geräte, Bilder und anderen Sammelstücke wurden in einem ehemaligen Klassenraum untergebracht. Auch dort sind die Regale und Vitrinen bestens gefüllt. „Etwa drei Viertel der Ausstellungsstücke in diesem Raum stammen aus der Sammlung von Heinz Schröder“, sagt Richard Keuler. Den kleineren Rest steuerte der KHV bei, dessen Mitglieder seit der Vereinsgründung im Jahr 2007 ebenfalls eine Menge Bewahrenswertes zusammengetragen haben.
Foto: ©Hans-Willi Kempenich
Text: ©Hans-Willi Kempenich