Ortsgemeinde Niederzissen

Niederzissen

Ortsgemeinde

Geschrieben am 27. November 2019

AUS FÜR GASTRONOMIE AM MARKTPLATZ – ABRISS ALTER BAUHOF

Das Vorhaben, auf dem Niederzissener Marktplatz eine Gastronomie einzurichten, ist vom Tisch: Mehrheitlich beschloss der Gemeinderat, die Planung des Mehrzweckgebäudes ohne die Gastronomieoption fortzuführen. Ausschlaggebend für die Entscheidung war die ernüchternde Resonanz auf genau 110 Schreiben an Gastronomiebetreiber in den Kreisen Ahrweiler, Mayen, Neuwied und Koblenz.

Weder darauf noch auf eine kreisweite Anzeige gab´s eine Interessensbekundung und nicht einmal eine Nachfrage.

Mit der weiteren Planung des Gebäudes, das auf dem Standort des alten Bauhofs entstehen soll, wird sich der Rat in einer Sondersitzung zu Beginn des neuen Jahres befassen. Carsten Köpper, Sprecher der Wählergruppe Doll, stellte jedoch schon jetzt den Antrag, „unter die Planungsoption Gastronomie einen Schlussstrich zu ziehen.“ Denn ohne potenziellen Betreiber mache die Realisierung einer gastronomischen Infrastruktur keinen Sinn. Der Antrag fand neun Befürworter, fünf Ratsmitglieder stimmten dagegen, sieben enthielten sich der Stimme.

Der Abriss des alten Bauhofs hat sich indes verzögert. „Es wurde ein weiteres Gutachten über die vorhandene Bausubstanz erstellt, das eine höhere Materialbelastung ergeben hat. Trotz der steigenden Entsorgungskosten werden wir voraussichtlich im Finanzrahmen bleiben“, teilte Ortsbürgermeister Rolf Hans mit. Zu Beginn der Woche hat der Abriss aber begonnen.

Bild: In dieser Woche hat in Niederzissen der Abriss des alten Bauhofs begonnen. Im Januar wird der Gemeinderat entscheiden, was auf der freiwerdenden Fläche am Marktplatz gebaut wird.

Ausgiebig debattiert wurde auch über ein Ansinnen, mit dem sich vier Ortsvereine an die Gemeindeverwaltung gewandt hatten: den Bau einer Vereinshalle. Als Grund für ihre Initiative führen die Vereinsvertreter erheblichen Platzmangel bei der Unterbringung diverser Fahrzeuge und Gerätschaften an. Zu den Initiatoren zählen beispielsweise die Zesse Jecke, die ihre Karnevalswagen bislang in der alten Sporthalle untergebracht haben. Doch die ist mittlerweile sehr marode, im Rat fiel sogar das Wort „einsturzgefährdet“.

Die Mandatsträger beschlossen einstimmig bei einer Enthaltung, das Vorhaben der Vereine zu unterstützen, für das eine Fläche südlich des neuen Bauhofes infrage kommt. Um die planungsrechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, ergeht jetzt der Antrag an die Verbandsgemeinde, den Bereich im Flächennutzungsplan von „Sondergebiet Sportanlagen“ in „Sondergebiet Sporthalle, Vereinshalle und Bauhof“ zu ändern. Auf eine Feststellung legte Ortsbürgermeister Rolf Hans aber wert: „Dies ist kein Projekt der Gemeinde, sondern der Vereine.“ Die Gemeinde unterstütze das Vorhaben jedoch mit dem Grundstück. Der Haupt- und Finanzausschuss werde darüber hinaus auch über eine finanzielle Beteiligung beraten.

Im Innenbereich der Tennisanlage werden auf einem Streifen Bäume und Hecken gerodet. Anschließend wird die Fläche mit Gras eingesät. Grund: Von den Gewächsen fallen immer wieder Blätter, Blüten oder Zweige auf die gerade erst sanierten Spielfelder. Beschlossen wurde auch die Anschaffung eines Salzstreugerätes zum Angebotspreis von 6300 Euro. Ein Antrag der CDU-Fraktion auf Anschaffung von zehn Fahrradanlehnbügeln fand ebenfalls Zustimmung. Die Kosten belaufen sich auf rund 750 Euro. Im Antrag werden als mögliche Standorte die Bausenberghalle, der Marktplatz, der neue Jugendplatz sowie die Alte Schule in Rodder genannt.

Keine Chance hatte hingegen eine von Ortsbürgermeister Rolf Hans angeregte Erhöhung der Hundesteuer. Für den ersten Hund sah die Vorlage einen Anstieg von 26 Euro auf 50 Euro vor. Als Begründung für seinen Vorstoß bezifferte der Ortschef – übrigens selbst Hundehalter – den Aufwand, den die Bauhofmitarbeiter regelmäßig bei der Leerung der inzwischen zwölf Hundetoiletten und der Beseitigung von Hundekot im gesamten Gemeindegebiet betreiben müssen. „Für eine Erhöhung der Hundesteuer sehen wir keinen Grund, zumal sich unsere Sätze im gesunden Durchschnitt der Verbandsgemeinde bewegen“, sagte SPD-Fraktionschef Christoph Schmitt. Ein „völlig falsches Signal“ sah auch Carsten Köpper in dem Vorschlag. Letztlich stimmten nur vier Ratsmitglieder für den Antrag.

Die Sitzung fand übrigens in sehr angenehmer Atmosphäre statt. Das war zuletzt nicht immer der Fall. Es wurde sachlich, lebhaft und durchaus kontrovers diskutiert – ein Meinungsaustausch im besten Wortsinne. Ratssenior Robert Schröder (FDP) hatte zu Beginn das Wort ergriffen und die „Schreiberei von Leserbriefen“ kritisiert, die ihm bei einer anderen Kommune in der Nachbarschaft schon immer missfallen habe. „Wir kommen doch hier im Rat zusammen, um zu diskutieren. Das muss doch nicht über Leserbriefe geschehen“, so Schröder. Auch Ute Durwish (SPD) plädierte für einen Neuanfang im Umgang miteinander: „Wir hatten keinen guten Start und sollten heute Abend einen Schlussstrich ziehen.“ Ortsbürgermeister Hans kündigte eine interne Aussprache zu diesem Thema an, die auch gleich nach dem Ende der Sitzung stattfand.

Foto:  ©Hans-Willi Kempenich
Text:  ©Hans-Willi Kempenich