Bei entsprechender Wetterlage gehören sie seit 13 Jahren zum Ortsbild von Niederzissen: Gleitschirmflieger, die mit ihren bunten Fluggeräten auf der Freifläche hoch oben auf dem Bausenberg starten und dann am Kraterhang und über dem mittleren Brohltal ihre Runden drehen. Wenn es nach dem Niederzissener Gemeinderat geht, wird das auch weiterhin so bleiben.
Denn mit einem einstimmigen Beschluss lehnte das Ortsparlament den Antrag von Anwohnern ab, den Flugbetrieb einzustellen.
Die Eingabe der Bewohner des Bausenbergwegs war im November bei Ortsbürgermeister Rolf Hans eingegangen. In dem Schreiben werden „regelmäßige Belästigungen der Anwohner und häufige Gefahrensituationen für Anwohner und Piloten“ geschildert sowie auf mehrere Unfälle und Abstürze verwiesen. Der Startplatz befinde sich knapp oberhalb des Wohngebiets und der Landeplatz zwischen mehreren Wohngebieten, so die Antragsteller, die neben der öffentlichen Sicherheit und Ordnung auch die Belastungen für das Naturschutzgebiet Bausenberg hinterfragen.
Der Gemeindechef erläuterte den Sachverhalt, der seit 2005 schon eine Reihe mündlicher und schriftlicher Eingaben an die damaligen Niederzissener Ortsbürgermeister mit Beschwerden über die Gleitschirmflieger beinhaltet. Im Antragschreiben heißt es außerdem: „Gespräche mit weiteren Einwohnern haben ergeben, dass diese ebenfalls nicht mit dem Flugbetrieb einverstanden sind.“
In einer Sitzungsunterbrechung wurde den Betroffenen die Möglichkeit zur Stellungnahme eingeräumt. Jeder Gleitschirmflieger am Bausenberg bekomme vor seinem ersten Start eine genaue Einweisung mit Verhaltensvorschriften, sagte Bernd Schöning aus Niederzissen, der als aktiver Flieger am Bausenberg die Luftaufsicht ausübt. „Wir sind sehr darauf bedacht, dass alle Auflagen eingehalten werden. Ich bin berechtigt, bei widerrechtlichem Verhalten Flugverbote auszusprechen“, versicherte er. Und wer keine Einweisung erhalten habe oder kein Vereinsmitglied sei, dürfe nicht starten. Den berechtigten Pilotenkreis bezifferte er mit 50, von denen etwa 20 regelmäßig am Bausenberg zu Gast seien.
Der Antragsteller bezweifelte die Wirksamkeit der Kontrollmöglichkeiten und sprach von ortsfremden „Wildfliegern“, die ohne vorherige Einweisung nach Niederzissen kämen, um am Bausenberg ihrem Hobby nachzugehen. Diese Möglichkeit konnten die anwesenden einheimischen Gleitflieger nicht von der Hand weisen, weil halt nicht immer einer von ihnen vor Ort ist. „Aber natürlich wird jeder Fremde sofort angesprochen, wenn wir ihn antreffen“, sagte Schöning. Das sehen die Anwohner skeptisch: Der Gleitschirmfliegerverband habe sich als unzuverlässig erwiesen – und die Ortsgemeinde überlasse dem Verband die Verantwortung, heißt es im Antrag. Ob die Angelegenheit damit aus der Welt geschafft ist, darf zumindest bezweifelt werden.
Nachdem der eigentlich für das vergangene Jahr vorgesehene Ausbau der Waldorfer Straße wegen Planänderungen nach 2018 verschoben werden musste, vergab der Gemeinderat jetzt den Bauauftrag für 590 000 Euro an die Firma Rick aus Burgbrohl. Fünf Wettbewerber hatten ihre Angebote eingereicht und lagen mit ihren Preisen recht eng beieinander, wie der Ortsbürgermeister sagte. Bei neuen Untersuchungen sei allerdings festgestellt worden, dass auch die Ablaufrinne erneuert werden muss, weil der Beton „faul“ sei. Zusatzkosten: 10 300 Euro.
Keine Bedenken haben die Ratsmitglieder gegen die Pläne der Firma Windpark Brohltal, in der Gemarkung Dedenbach drei Windkraftanlagen zu errichten. Am Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ wird Niederzissen in diesem Jahr nicht teilnehmen. Den Grund nannte Ortsbürgermeister Hans: „Seit dem Vorjahr, als wir in der Sonderklasse den ersten Platz belegt haben, können wir nichts Neues vorweisen. Das wird erst wieder anders, wenn der dritte Bauabschnitt am Marktplatz abgeschlossen ist.“
Foto: – unbekannt –
Text: ©Hans-Willi Kempenich